Graupapageienprojekt der Universität Wien (1999-2003)
„Hallo, hallo,“ rufen sie in allen Tonlagen, wenn wir den Raum betreten. Aber sonst ist die Menschensprache bei den 12 Grauen doch eher in den Hintergrund getreten. Von Pfeifen, Quietschen und Zwitschern bis hin zum ohrenbetäubenden Urwaldgeschrei variieren die Lautäußerungen der Papageien jetzt. Kein Zweifel, sie verwildern etwas. Und nicht nur das. Daß ihnen das Gruppenleben sehr gut tut, ist ganz offensichtlich zu erkennen: die Federn sprießen wieder.
Waren Anfang März 1999, zu Beginn des Projekts an der Uni Wien, noch 6 von 12 Graupapageien gerupft, so ist es jetzt nur mehr einer, der uns etwas Sorgen bereitet. Der zweijährige Coco ist ein sehr nervöses Tier, die kleinste Aufregung macht ihm zu schaffen. Und seine Freundin, Philomena, mit der er zu uns gekommen ist, hat ihn schon sehr bald verlassen. Obwohl auch sie erst zwei Jahre jung ist, wurde sie bereits am 2. Tag vom 28 jährigen Julius umschwärmt – mit Erfolg, wie sich herausstellte. Die beiden sind seither ein Paar, genauso wie Pipsi und Rocko, die das Rupfen zugunsten einer gegenseitigen Gefiederpflege aufgegeben haben. Kein schlechtes Zwischenergebnis: zwei von sechs möglichen Pärchen nach nur drei Monaten. Doch auch bei den Singles sind Partnersuche-Tendenzen zu erkennen; es ist halt nicht jeder so stürmisch …
Aufwendige Pflege lohnt sich
Die Pflege der zwölf Graupapageien kann durchaus als aufwendig bezeichnet werden, will man es ihnen an nichts fehlen lassen: zweimal täglich wird geputzt und abwechslungsreich gefüttert; viel Obst und Gemüse, Körnermischungen (auch Quell- und Keimfutter), Milchprodukte, gekochte Nudeln und Reis und am Sonntag ein halbes gekochtes Hühnerflügerl pro Tier; da läßt sich Julius doch noch zu einem menschlichen Freudenschrei hinreißen: „Ist das gut!“, ruft er in den höchsten Tönen. Und man kann ihm gar nicht böse sein, auch wenn er, mit Unterstützung seiner „Frau“, die neu eingerichtete Außenvoliere besetzt und die anderen nicht hinaus lässt.
Das Wichtigste ist Beschäftigung
Besonders wichtig ist natürlich das Beschäftigungsmaterial in Form von frischen Ästen, die wir mindestens zweimal wöchentlich heranschaffen. Es dauert meist nur ein paar Stunden bis alles kurz und klein genagt ist; auch jene Tiere, die sich bei ihren Vorbesitzern noch vor dem kleinsten Stöckchen fürchteten, haben sich zu leidenschaftlichen Nagern entwickelt. Gerade jetzt im Sommer ist nicht nur das Holz interessant, sondern auch Blätter, Blüten und Früchte. Welche Pflanzen wir verwenden, können Sie der nachfolgenden Tabelle entnehmen.
Pflanzen als Beschäftigungsmaterial (mit Rinde, Blättern, Blüten und Früchten – eine Auswahl):
- Bäume: alle Obstbäume, Pappel, Weide, Linde, Birke Ahorn, Eiche, Ulme, Eberesche, Mehlbeere, Lärche
- Sträucher: Holunder, Weißdorn, Sauerdorn, Hopfen, Himbeere, Brombeere
Als Zwischenbilanz können wir (und vor allem auch die Grauen) also durchaus zufrieden sein. Die Gruppenhaltung von Graupapageien können wir schon jetzt weiterempfehlen, was eigentlich ganz logisch ist, da diese Art ja auch in der Natur im Schwarm lebt.
Prominente Besucher: Dominik Heinzl