Elisabeth Zeppetzauer, 2004 (Universität Salzburg)
Die Ausprägung sozialer Bindung bei Graupapageien (Psittacus erithacus erithacus) unter Volierenbedingungen und deren Einflüsse auf Stressmanagement und Dominanz
In dieser Studie wurden die soziopositiven Beziehungen innerhalb einer gemischtgeschlechtlichen Gruppe von dreizehn Graupapageien (Psittacus erithacus erithacus), unterschiedlichen Alters und Herkunft, unter Volierenbedingungen untersucht. Die Tiere waren am Institut für Zoologie der Universität Wien untergebracht, wurden aber von der Arbeitsgemeinschaft Papageienschutz betreut.
Um vorliegende soziale Bindungen näher zu charakterisieren, wurden neben der Häufigkeit, mit der soziopositives Verhalten von den einzelnen Individuen gezeigt wurde, auch die Gerichtetheit und die Reziprozität erfasst. Nur bei einer eindeutigen gegenseitigen Präferenz und hoher Interaktionsfrequenz wurde eine ausgeprägte soziale Bindung zwischen den Individuen angenommen. Innerhalb der Gruppe konnten unterschiedlich ausgeprägte soziale Bindungen festgestellt werden, die meist heterosexueller Art waren. Bei sechs Individuen konnte eine ausgeprägte Bindung zu einem Partner festgestellt werden, fünf Vögel zeigten zwar klare Präferenzen, aber geringe Interaktionshäufigkeiten. Zwei Tiere waren innerhalb der Gruppe sozial eher isoliert.
Um Zusammenhänge zwischen sozialen Beziehungen und Stressmanagement zu untersuchen, wurden individuell die fäkalen Corticosteronkonzentrationen analysiert. Dabei zeigte sich, dass Papageien mit ausgeprägten sozialen Bindungen eine niedrigere und stabilere Glucocorticoidausscheidung aufgewiesen haben, als Individuen ohne Partner. Als grobes Maß für die Immunkompetenz wurde die fäkale Bakterienzusammensetzung mittels Gramfärbung bestimmt. Die Analysen ergaben bei allen Tieren eine relativ stabile und den Richtlinien entsprechende Bakterienzusammensetzung. Es konnten daher keine signifikanten Zusammenhänge mit dem Sozialverhalten gefunden werden. Ähnliche Resultate zeigten sich beim Vergleich des Gefiederzustandes, der sich zwar bei einigen Individuen während des Untersuchungszeitraumes verändert hatte, aber keine Rückschlüsse auf Zusammenhänge mit dem Bindungsstatus zuließ. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass bei der beobachteten Papageiengruppe sehr selektive individuelle Präferenzen erkennbar waren, die bei einer gegenseitigen Bevorzugung zu stabilen ausgeprägten Bindungen geführt haben, und möglicherweise einen stressmindernden Effekt hatten.